29.04.2010, 04:18
Über die Armseligkeit und einen kleinen Hoffnungschimmer
Schade, dass unser Gästebuch wegen der permanenten Spam-Invasionen geschlossen werden musste. So ist das Schreiben im Blog quasi zu einem Tun ohne Echo geworden. Deshalb schrieb ich auch kaum mehr. Dieser Eintrag ist quasi ein zwischenzeitliches Von-der-Seele-schreiben. Und da die Medien meine wenigen politischen Statements meist zensuriert haben, kann ich mir hier im Blog wenigstens sicher sein, dass das, was ich zu sagen habe, auch so stehen bleibt.
Ein Beispiel nur: Als damals, vor der letzten Nationalratswahl, die ZiB 2-Kultur von mir wissen wollte, warum ich für Erwin Pröll eintrat, sagte ich, dass ich mich öffentlich bei ihm bedanken wolle, hat er doch immerhin unsere Operette finanziert. Das gehört sich einfach. Wenn das andere Künstler nicht tun, halte ich das für feig und unanständig. Jeder wisse doch, dass ich mit der ÖVP nichts am Hut habe und - wenn schon - dann eher der SPÖ naherstehe (welche übrigens all die Jahrzehnte nur äußerst wenig für mich getan hat). Der Beitrag wurde natürlich nicht gesendet. Was nicht nur bezüglich der "objektiven Berichterstattung" bedenklich ist, es zeigt auch parteipolitische Armseligkeit.
Nun hatte ich Heinz Fischers Wiederwahl unterstützt. Der Grund war vor allem, deutlich gegen die deutschnationale Gesinnung aufzutreten. Ich verlangte daher, mein Bild nicht ohne den Zweizeiler "Ich bet´ für Österreich, doch ganz / sicher keinen Rosenkranz" zu veröffentlichen. Und ich wies darauf hin, diesen Spruch auch entsprechend als Vers zu gestalten. Endeffekt: Mein Name wurde, gleich angeschlossen, in die Zeile des Reimes gesetzt. Das sind nur kleine Dinge, sie zeigen aber einen gravierenden Mangel an Witz und Sesibilität.
Auch lud man mich unter dem Titel "Wie stelle ich mir ein Staatsoberhaupt vor?" zu einer Podiumsdiskussion ein. Mein Einwurf, dass mir die Bezeichnung "Bundespräsident" lieber sei, da wir ja nicht mehr souverän und daher auch kein Staat seien, wurde übergangen. Ferner sagte ich - wie auch schon oft bei anderen Gelegenheiten - allein die SPÖ sei schuld daran, dass wir nun den Strache im Gemeindebau hätten. All diese intellektuellen Gespräche über Integration nützten wenig, da die einfachen Leute sie nicht verstünden. Man könne dem Populismus der FPÖ nur mit populistischen Sagern der SPÖ kontern, um wieder mehr Wähler zu gewinnen. Nur müssten darin die humanitären Werte zum Ausdruck kommen. - Danach zogen mich zwei Jungsozis (Studenten) in ein Gespräch und griffen unter anderem auch diesen meinen Taktikvorschlag auf. Hoffnunsschimmer: Der eine gab an, obwohl Wiener, keinen Dialekt zu beherrschen und empfand das als ein Manko.
Ist es Zufall oder hat es sich inzwischen gar herumgesprochen: In der heutigen Presse lese ich ein Interview, geführt von Jànos A. Fehérváry. Hier sagt plötzlich der SPÖ-Jugendkandidat Christoph Peschek: "Strache ist ein Verräter und Warmduscher." Aber er sagt auch: "In Wien haben wir Meilensteine gesetzt, wie zum Beispiel die Ausbildungsgarantie, die kostenlose Berufsmatura oder leistbaren Wohnraum für Jugendliche. In Zukunft geht es vor allem auch darum, diese Aufstiegchancen sichtbarer zu machen und auszubauen..."
Auf die Frage, ober er sich Strache rethorisch gewachsen fühle: "Strache fordert den Bürgermeister zum Wettschwimmen auf, für mich ist Strache ein Haubentaucher, der wahrscheinlich mit Schwimmflügerln kommen würde. Ich fordere ihn hiermit zum Eins-gegen-eins-Kickerl auf! Wenn er es wirklich wissen will und er nicht nur Sprüche in der Fußballersprache klopft, dann treffe ich mich gerne mit ihm auf ein Matcherl im Gänsehäufel..." - "Ich bin authentisch, wärend Strache sich jugendlich verkaufen muss. In Wahrheit ist es peinlich wenn ein Mivierziger in Discos geht und dort ein paar Bier zahlt."
Peschek wuchs im Gemeindebau auf und bezeichnet sich selbst als Proleten. Populist Peschek gegen den Populisten Strache? "Ich will wichtige Inhalte verständlich rüberbringen. Ja, ich bezeichne mich als Linkspopulisten."
Ich bin gespannt. Aber ich glaube, der Bursche hat etwas begriffen. Zumindest lässt er hoffen.