Mir als Antiklerikalem (und überhaupt Kirchenfernem) musste es passieren, dass mich ein mir aus früherer Zeit bekannter Herr plötzlich anmailte, um ein Kirchenlied (!) für die Inaugurationsfeier des neuen evang. Bischofs Michael Bünker in Auftrag zu geben. Nach drei verworfenen Fassungen hatte ich mich auf einen gleichnishaften Text geeinigt: Eine Weinverkostung. Der Wein stellt den Glauben dar, das Glas die Kirche.Ich druckte die Partitur aus und überreichte sie nach unserem "Überraschungsauftritt" vor über 1000 Leuten im Austria Presse Center dem Bischof.
Fernsehen (kreuz & quer) war auch dort. Es ist natürlich ein schwer kritisches, um nicht zu sagen Anti-Kirchenlied geworden. Der Bischof jedoch klagte seinerseits anlässlich der zur gleichen Zeit strattfindenden Holocaust-Gedenktage die evangelische Kirche an, weil sie sich damals so negativ verhielt. Darauf passte unsere Metapher "Was nutzt der beste Wein, wenn´s Glasl stinkt?" perfekt.
Da er nicht jemand zu sein scheint, der darum herum redet, sondern sich stellt, finde ich seine Haltung lobenswert. Jedenfalls gut für die Protestanten. Er meinte, er werde sich bemühen, ein "guter Wirt" zu sein.
Selbiger Herr Bischof lässt es sich nun nicht nehmen, zu seinem Geburtstag ins Orpheum zu kommen, um sein Lied zu hören.